Aus dem Leben

Du bist was Du isst: Bio = (zu) teuer?

13. Januar 2011

bio Ziege Beuren

So, weiter geht´s in der Rubrik „Lasst uns etwas genauer über schöne Dinge (=Essen) reden“! Vor einiger Zeit habe ich mich mal ausführlicher mit dem ganzen Bio-Thema beschäftigt. Denn Bio ist nicht gleich Bio, wie jeder weiß. Das „lockerste“ aller Bio-Siegel ist das typische, sechseckige EU Symbol, das jeder schon mal gesehen hat. Darüber hinaus gibt es aber z.B. auch noch Bioland und Demeter, die sich freiwillig härteren Richtlinien unterworfen haben; eine gute Übersicht mit den genauen Unterschieden habe ich hier gefunden. Wir versuchen Bioland und Demeter so gut es geht zu unterstützen. Ja, die Produkte sind im Durchschnitt ein wenig teurer als die aus dem normalen Supermarkt, aber das ist es uns wert. Wir kaufen sie ja schließlich auch nicht in rauen Mengen, so ein großer Unterschied ist es im Endeffekt also auch nicht. Da ich kürzlich in einem von Jamie Oliver´s Büchern einen grandiosen Absatz  gelesen habe, will ich den guten Jamie hier mal kurz für mich sprechen lassen, denn dieses Zitat würde ich auf der Stelle genau so unterschreiben:

„Lebensmittel guter Qualität zu kaufen – und damit meine ich auch Ökoprodukte – gilt immer noch als eine Sache von Besserverdienenden. Falsch. Ich kenne einige Studenten und Arbeitslose – Leute also, die wirklich knapp bei Kasse sind -, die sich erheblich besser ernähren als eine Menge smarter Yuppies mit fettem Einkommen. Sie benutzen nämlich ihren Kopf beim Einkaufen. Warum ist das wichtig? Warum sollte man beim Einkaufen auf bestimmte Standards achten? Weil Sie diese Lebensmittel in den Mund stecken, und das zwei oder drei Mal an jedem Tag Ihres Lebens! Alles, was Sie essen, macht etwas mit Ihnen: Ob Sie sich glücklich, fit und energiegeladen fühlen oder lethargisch sind und zu Erkältungen neigen (…). Man ist, was man isst.
Kaum einer wird jemals auf die Idee kommen, in einer Autowerkstatt, einem Telefonladen oder einem Schuhgeschäft nach dem „billigsten Schund“ zu fragen. Warum also kaufen wir so viel davon in unseren Supermärkten und Discountern ein? Wir wissen doch, dass es bei zu billigen Nahrungsmitteln um die Qualität nicht gut bestellt sein kann…“
Jamie Oliver, aus der Einleitung von „Essen ist fertig“

Hat er nicht mal wieder völlig Recht, der gute Jamie? Zurück zur Frage, ob Bio wirklich so teuer ist, wie jeder denkt. Vor einigen Monaten haben wir beschlossen, das mal im Selbstversuch zu testen. Das grobe Ziel war, im Laufe der Zeit etwa 90% unserer Lebensmittel aus biologischem Anbau zuhause zu haben, Schritt für Schritt. Wann immer etwas aus dem Vorrat ausgeht, kaufen wir es nach, nur diesmal eben Bio. Seither gehen wir einmal die Woche in einem Biosupermarkt einkaufen, der sein Obst und Gemüse zum größten Teil von einem umliegenden Biolandhof bezieht*. Natürlich könnten wir auch direkt zum Hof, doch 1. ist der weiter weg und 2. finden wir im Supermarkt gleich  noch fast alles, was wir sonst noch so benötigen, sparen uns also Zeit. Wir besorgen so gut wie unseren kompletten Wocheneinkauf hier. Dadurch, dass wir uns jede Woche überlegen, was wir nächste Woche in etwa kochen werden und ich mir dann alle benötigten Zutaten dazu notiere, wird kaum noch etwas weggeworfen; da wir einfach alles verwerten. Den Menüplan an sich werfe ich unter der Woche des Öfteren mal um; wenn wir am einen Tag keine Lust auf Pasta, dafür aber auf von mir aus auf Kartoffeln haben, gibt´s die Pasta eben morgen oder übermorgen. Hauptsache, es wird alles vor dem Wochenende verbraucht. Und das klappt besser, als ich dachte. Trotz meinem Backwahn geben wir seither nicht signifikant mehr Geld im Monat aus als vorher, nur durch die Tatsache, dass wir nur noch das kaufen, was wir für die kommende Woche benötigen.

Bio ist also nicht automatisch gleich immer „zu teuer“, zumindest dann nicht, wenn man – wie Jamie schon sagte – sein Köpfchen beim Einkaufen mit benützt und nur kauft, was auch wirklich gebraucht wird. Natürlich gibt es vereinzelt auch übertriebene Preise (3,- Eur für ein paar Semmelbrösel müssen ja nun nicht sein…), aber die gängigen Grundnahrungsmittel haben sich durch die höhere Nachfrage in den letzten Jahren preislich bereits angepasst. Wenn man bisher auch nicht immer nur zur allerbilligsten Discountermarke gegriffen hat, wird man heute wohl keinen riesigen Unterschied mehr an der Kasse feststellen. Ich kann jedem empfehlen, es für sich selbst mal zu testen. Man muss ja nicht gleich alles umwerfen, man kann ja auch z.B. nur mit Obst und Gemüse anfangen und eben dort besonders darauf achten. Ihr werdet sehen, wenn man einmal damit anfängt, geht man viel bewusster einkaufen als vorher.
Darauf zu achten, was man alles so zu sich nimmt, ist letztendlich die Hauptsache. Und das sollten wir uns einfach wert sein.

*edit 09/2011: Mittlerweile haben wir unsere Einkaufsroutine etwas geändert; seit einigen Monaten sind wir 1 Mal pro Woche auf einem Demeter Biohof, dort kaufen wir unser Obst, Gemüse, Eier, Backwaren und einige der hofeigenen Milchprodukte. Auf dem Heimweg holen wir den restlichen „Trocken“vorrat beim Bio Supermarkt.

*edit 2020: Nach unserem Umzug hat sich die Routine wieder etwas geändert. Wir gehen seit einigen Jahren jede Woche auf den hiesigen Wochenmarkt, wo wir am Biolandstand bestes Obst und Gemüse bekommen, es gibt einen Bio Käsehändler und einen Stand mit Bio Geflügel. Reformhaus / Bioladen / Drogerie bzw. seit neuestem ein Unverpacktladen werden ebenso weiterhin besucht.

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9 Kommentare

  • Antworten Maline Miersch 14. Januar 2011 at 19:34

    Hallo,

    zu dem Thema gibt es einen sehr interessanten Artikel mit den passenden Rezepten in der Tegut Zeitung Marktplatz. Ich bin mal so frei, den link einzustellen, falls das nich tgewünscht ist bitte ich Dich ihn wieder zu löschen. 🙂
    http://www.tegut.com/downloads/tegut_marktplatz_J

    Viele Grüße
    Maline

  • Antworten Dani 15. Januar 2011 at 12:37

    Hallo Maline,
    vielen Dank für den klasse Link! 🙂 Ist ein tolles und anschauliches Beispiel.

  • Antworten katrin 24. Januar 2011 at 13:53

    Hallo Dani,

    also ich finde es super dass Du so denkst, nur…. wenn Du weißt wo das Fleisch herkommt, heißt das, dass die Tiere dort nicht in Massentierhaltung leben? ich bin auch Vegetarier und sogar mein Hund bekommt Futter aus "artgerechter" Haltung. ich glaube das Grundproblem unserer Gesellschaft ist, dass keiner der in eine Wurstsemmel beißt, dran denkt, dass die Wurst von einem Lebewesen mit Gesicht und Gefühlen kommt. Alles ist immer so schön in Plastik abgepackt und ständig verfügbar…. ein berühmter Koch hat mal gesagt, jeder der Fleisch ist, sollte auch einem Huhn den Kopf umdrehen können…
    DAS finde ich auch.

    DAs gleich gilt für Pelzträger. ich bin mir sicher, dass viele die Pelz tragen, wenn sie wüßten oder sich einmal bewußt machen würden, wie Pelzfarmen funktionieren, sicher keinen mehr tragen würden…..

    Was die Tatsache angeht, dass Bio einfach teuerer ist- ja stimmt, aber wenn die Dinge teurer sind, dann überlegen sich die Leute auch wieder eher, ob sie jetzt zb 6 Eier brauchen oder 12 und es wird einfach nicht mehr so viel weggeworfen.

    so und jetzt geh ich deine rezepte lesen 🙂
    glg aus wien
    katrin

    • Antworten Dani 25. Januar 2011 at 14:43

      Hallo Katrin,

      vielen Dank für deinen Kommentar! Das mit der Herkunft der Tiere stimmt natürlich, so 100%ig kann man das nie wissen. Und tatsächlich hab ich das letzte Hühnchenbrustfilet auch im Bioladen gekauft, sicher ist sicher. Wichtig ist mir eben, dass die Tiere nicht hunderte von Kilometern transportiert werden müssen, sondern dass das Fleisch so regional wie möglich bezogen wird, und das ist z.B. bei unserem Metzger definitiv der Fall.

      Wir essen verhältnismäßig wenig Fleisch, max. 1 Mal die Woche (und ehrlich gesagt in den letzten Wochen noch nicht mal das) und da sollte der Aufpreis für die (Bio)Qualität tatsächlich auch einfach drin sein. Mich schüttelt´s mittlerweile auch regelrecht, wenn ich mir das überdimensionale Supermarktangebot an abgepackter Fleisch- und Wurstware anschaue, am besten noch an jeder 2. Verpackung ein "billig!" oder "Discountpreis!"-Schild dranhängend. Warum das alles so billig ist und wo das herkommt, das scheinen die Meisten zu verdrängen.

      Wenn man aber diesbezüglich ein bisschen bewusster durchs Leben geht, kann man schon viel verändern. Und wie du schon sagst: wenn man ein wenig mehr für etwas ausgibt, geht man sorgsamer damit um und wirft die Reste nicht eben mal schnell weg.

  • Antworten kratzi 15. Februar 2012 at 13:44

    Ich muß gestehen, daß ich das anthroposophische Prinzip etwas kritisch betrachte. Gut ist, daß auf den Demeterhöfen z.B. alles viel strenger kontrolliert wird, als auf anderen Biohöfen. Aber diese kosmischen Dinge wollen mir nicht so ganz einleuchten. Ich bin halt leider Realist und Naturwissenschaftler, da finde ich es immer etwas seltsam, wenn ich etwas von zermahlenen Kuhhörnern lese, die auf den Feldern verteilt werden.

    Aber grundsätzlich finde ich dieses bewußte Einkaufen sehr gut. Seit ich auch besser plane, wird viel weniger weggeworfen. Und in einem 2-Personen-Haushalt passiert das leider doch recht oft.

    • Antworten Dani 15. Februar 2012 at 17:01

      Hi Kratzi, ja genau, gute Planung ist einfach die beste Medizin gegen weggeworfene Lebensmittel! Zu den „kosmischen“ Dingen; ich weiß was du meinst 😉 Das Prinzip liegt ja der Homöopathie zugrunde, der ich recht unskeptisch gegenüber stehe, aber da ist natürlich jeder anders. Mein Mann ist z.B. auch eher der Skeptiker. Ob das mit den Kuhhörnern nun was bringt oder nicht weiß ich natürlich nicht, aber der große – und für mich entscheidende – Vorteil bei Demeter ist einfach, dass es für mich noch am ehesten an die Landwirtschaft und Bauernhöfe von „früher“ rankommt. Also ganz früher, wo jeder Hof noch eine überschaubare Anzahl an Tieren hatte, wo es nicht in erster Linie nur um Profit ging, alles auf dem Hof ein Kreislauf war und das Gemüse automatisch „Bio“ angebaut wurde, lange bevor es den Begriff überhaupt hab, einfach nur, weil es noch nicht zu Tode gespritzt wurde.

      Wenn ich alles selbst zuhause anbauen und ernten könnte (das wäre ein Traum! Aus der Tür raus, pflücken und dann direkt kochen), würde ich das tun, aber das ist für mich nicht umsetzbar – höchstens mit gut bezahltem Gärtner 😉 Dieses ursprüngliche, simple und natürliche ist der Grund warum ich Demeter so schätze – back to the roots sozusagen

      • Antworten kratzi 15. Februar 2012 at 18:06

        Das würde meinem Mann taugen. Einen alten Hof kaufen und dann alles selbst anbauen …mit 'ner Kuh und 'ner Ziege … 🙂
        Aber das wird ein Traum bleiben.

  • Antworten Stefan 25. April 2012 at 8:37

    Bin zufällig durch eine Suchmaschine hier gelandet. Ich hab einen quantitativen Selbstversuch (statistische Auswertung der Lebensmittelausgaben) gemacht (bzw. mache ihn immernoch), ob Bio wirklich zu teuer ist oder einfach nur teurer, aber immer noch im Rahmen. Das Ergbenis überrascht sicherlich: https://piratstefan.wordpress.com/2012/04/19/ist-

    • Antworten Dani 25. April 2012 at 18:20

      Hallo Stefan, schön, dass du hergefunden hast! Was für eine toller Artikel, freut mich sehr, dass Bio nicht nur „gefühlt“ nicht teurer ist, sondern auch ganz klar in Zahlen ausgedrückt. Super Sache, dass du dir die Mühe gemacht hast. Ich teile das gleich mal auf meiner facebook Seite!

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