Wir nutzen die Tatsache, dass Millers Flat uns rein als Zwischenstation dient, um die Fahrt nach Wanaka aufzubrechen und schlafen erst mal aus. Gegen Nachmittag erreichen wir dann Wanaka, das Städtchen, das wir zu Anfang der Reise zu kurz gestreift und beschlossen haben, dass wir später nochmal zurück kommen wollen. Wenn man gerade aus den Catlins kommt, geht es in Wanka spürbar pulsierender zu. Immer noch kleinstädtisch, aber einfach mit deutlich mehr Menschen. Aber auch mehr Cafés, was wir grundsätzlich natürlich gut finden. Wir genießen einen late lunch auswärts, gönnen uns eine Runde Eis (wer könnte schon an einer „dark chocolate Macacamia“ Sorte vorbei laufen?), finden mit etwas Glück tatsächlich einen Parkplatz direkt am See und verbringen dort den restlichen Nachmittag. Little Miss P. beschwert sich zuerst ein wenig wegen dem Wind, kuschelt sich dann aber eng in meinen Schoß und schläft ein, während ich mit Blick auf den See in meinem Buch schmökere und der Liebste auf dem Handtuch neben mir liegend döst. Wieder einer dieser krafttankenden „passiert das gerade wirklich?“ Momente. Die letzten beiden Campernächte verbringen wir in Wanaka auf einem Holiday Park, einer der luxuriöseren Campingspots und zurecht gut bewertet. Sehr angenehm und entspannt geht es hier zu, wir haben einen hübschen Stellplatz mit traumhaftem Sternenblick in der Nacht, bekommen Zugang zu einem extra Familienbad mit Dusche (und scheinen die einzigen zu sein, die es an den Tagen nutzen), es gibt einen Spielplatz im Schatten und eine eigene Picknickbank direkt an unserem Stellplatz. Camper Luxus. Es ist ein entspannter Abend und trotz dem Licht am Platz erkennen wir das erste Mal seit unserer Ankunft, nun da sich der Vollmond langsam zurück zieht, tatsächlich die Milchstraße.
Man soll ja immer gehen, wenn es am Schönsten ist. Trotzdem wird uns das Herz schwer, wenn wir daran denken, dass wir morgen schon Miss Sunshine abgeben und übermorgen wieder zurück nach Australien fliegen. Der Monat zog viel zu schnell vorbei. Doch jetzt steht erst mal Frühstück an. Durch ein bisschen Recherche haben wir erfahren, dass es in der Nähe grandiose Scones in einem Hotel direkt am See geben soll, das müssen wir natürlich testen. Wir können uns schon beim Anblick der Karte nicht entscheiden und bestellen viel zu viel. Bereut haben wir es nicht. Jede Bestellung wird frisch gebacken und es sind wirklich großartige Scones, egal ob süß oder herzhaft. Der Rest wird einfach eingepackt und für später mitgenommen, Camperleben und so.
Nach so viel Sconesliebe zum Frühstück wollen wir uns ein bisschen bewegen und suchen einen kleinen Wanderweg. Wir fahren erstaunt am hoffnungslos überfüllten Roys Peak Parkplatz vorbei (wie passen all diese Menschen nur da oben rauf? Ach ja, richtig… anstehend) und wandern in der Nähe ein bisschen den Glendhu Bay Track am See entlang, treffen auf einige entspannt grasende Schafe, die nur durch die natürliche Grenze des Wassers „eingezäunt“ scheinen und sonst munter mit auf dem Wanderweg spazieren. Zurück im Städtchen decken wir uns in einem süßen Bioladen mit Manuka Honig und frischem Obst ein, bevor wir den Dinosaurier Spielplatz am See erkunden. Danach gibt es nochmal eine Runde Eis, bevor wir es gerade noch zur letzten Weinprobe des Tages auf ein biodynamisches Weingut in der Nähe schaffen. Nicht nur der Wein ist fantastisch und wird gleich für daheim eingepackt, auch der Ausblick ist absolut traumhaft. Abends, zurück in der Camperidylle, gibt es Wraps mit Halloumi, Avocado und ein paar Kühlschrankresten und zum Nachtisch Nektarinen mit Macadamia Butter. Träumchen.
Am nächsten Tag dann ist es soweit, wir müssen uns von Miss Sunshine verabschieden. Vorher aber wird nochmal ausgiebig in Wanaka gefrühstückt, little Miss P. schlürft selig ihren Smoothie und auf dem Weg zurück nach Queenstown halten wir kurz beim Roaring Meg Lookout. Für die letzte Nacht in Queenstown haben wir ein Hotel gebucht, das etwas außerhalb, dafür aber direkt am Lake Wakatipu liegt. Der Vermieter trifft uns hier und wir winken Miss Sunshine alle zum Abschied hinterher, als sie in ihrer gemütlichen Art davon tuckert.
In der Nähe des Hotels gibt es eine Bushaltestelle und wir fahren die paar Minuten nach Queenstown. Es ist ganz nett, recht übersichtlich, aber haut uns ehrlich gesagt nicht um. Es hat auffallend viele junge Backpacker, was kein Wunder ist, wenn man das Unterhaltungs- und Sportangebot in und um Queenstown bedenkt. Wir spazieren an der Promenade und an den Queenstown Gardens, dort finden wir wieder einen Spielplatz. Vorn am See füttern wir zur großen Freude von little Miss P. einige Enten, das Futter kann man hier gegen eine Spende für einen guten Zweck kaufen. Unser letztes Abendessen in Neuseeland nehmen wir recht unspektakulär, dafür aber sehr gemütlich im Hotelbett ein, schön kuschelig nach dem kühlen Wind, der gegen Abend plötzlich auf kam, obwohl es zwei Stunden vorher noch 28 Grad hatte.
Am Abreisetag hat uns das Hotel dankbarerweise einen late checkout gewährt (spätestens seitdem wir mit Kind reisen, wissen wir so eine Geste unglaublich zu schätzen) und wir packen erst mal in Ruhe unsere Koffer. Danach spazieren wir noch ein wenig am See entlang, essen zu Mittag in einem durch einen glücklichen Zufall gefundenen Café (Avocado Toast, Pulled Pork Eggs Benedict und Smoothie Bowl mit hausgemachtem Granola), trinken danach noch ein kleines Abschiedsbierchen in einer hippen, ebenfalls zufällig gefundenen Mikro Brauerei und machen uns dann gemütlich mit dem Taxi auf dem Weg zum Flughafen.
Kurz nachdem wir leicht zerstreut und auf Autopilot ins Terminal gelaufen sind halten wir inne, drehen uns instinktiv nochmal um, laufen wieder nach draußen, schauen uns an, atmen die frische Neuseelandluft noch ein letztes Mal tief ein, prägen uns die Bergkette um Queenstown herum ein und gehen dann wieder zurück ins Terminal. Es braucht keine großen Worte, es gibt nur ein paar lange Umarmungen, vielleicht ein paar Dankbarkeitstränchen, ein bisschen – immer noch – Sprachlosigkeit, dass wir hier sein durften und die tief sitzende Überzeugung, dass wir irgendwann gerne wieder kommen.
Fortsetzung folgt… dieser Artikel ist Teil unseres Reiseberichtes zur dreimonatigen Elternzeitreise durch Australien und Neuseeland. Weitere Artikel und Infos zur Route findet ihr in unserer Ozeanien Übersicht.
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