Ich laufe zu ihr und knie mich zu ihr hin. „Sollen wir Ostereier färben?“ frage ich. Sie ruft begeistert „Ja!“, wie bei fast jeder Frage. Dann hält sie kurz inne und überlegt. Das Konzept Ostern ist noch neu für sie und Eier kennt sie zwar, aber was ist färben? Ich erzähle was von färben und anmalen und beim Stichwort malen macht es plötzlich Klick. Sie rennt ins Wohnzimmer zu ihrer Malschublade und schaut mich erwartungsvoll an. Hm, knapp daneben. Fast… Ich versuche es anders: „Sollen wir zusammen kochen?“ Sie antwortet mit einem breiten Grinsen, wedelt freudig mit den Armen und ruft „Stuhl!“ während sie zurück in die Küche rennt. Ich ziehe ihren Stuhl bzw. Lernturm* an ihren Kochplatz und wir beginnen. Zuerst werden die Eier hart gekocht. Sie erklärt mir, dass die Eier von den Hühnern kommen, die Hühner gack-gack machen und „da“ draußen sind (in der Nachbarschaft). Dann machen wir uns an den Farbsud. Der Rotkohl wird halbiert und in Stücke geschnitten. Sie schnappt ihn sich, riecht daran, beißt ab (sie beißt quasi alles an, was in Reichweite liegt) und erklärt „Hmmm!“ und „Schmeckt!“. Dann legt sie ihn säuberlich Blatt für Blatt in den Topf und darf ihn mit Wasser und etwas Essig aufgießen. Gemeinsam schauen wir zu, wie alles „heiß!“ wird und sich das Wasser blau färbt. Ich erzähle ihr, dass das die Farbe wird, für die Eier. „Malen“ sagt sie.
Dasselbe Spiel machen wir mit der roten Bete, der Kurkuma wird als Pulver eingerührt. Am Kaffee riecht sie besonders lang, erkennt offenbar den Duft und ruft nach dem Papa, der sonst immer für spontane Tanzeinlagen sorgt, indem er mit der Handmühle geräuschvoll die Kaffeebohnen mahlt, woraufhin sie sofort alles stehen und liegen lässt und zum Rhythmus der mahlenden Bohnen im Kreis tanzt. Sie kam von selbst darauf. Ja, sie tanzt tatsächlich zum Geräusch von mahlenden Kaffeebohnen. Lachend, in die Hände klatschend, Lebensfreude pur. Und Recht hat sie – warum eigentlich nicht? Es ist einer dieser (unfassbar vielen) Momente, die ich nie vergessen will. Wir legen die gekochten, abgekühlten Eier eines nach dem anderen in die verschiedenen Farbsudgläser. Zwei davon bekommen einen ordentlichen Knacks in der Schale, aber so ist das eben mit Kind in der Küche. Die werden einfach vor Ostern noch gegessen. „So, fertig“ sage ich. „Jetzt müssen wir ein bisschen warten und dann haben wir gefärbte Eier“. „Fertig“ wiederholt sie, sichtlich zufrieden mit ihrem Werk. Es ist so schön, sie mit einzubeziehen. Und ich freu mich jetzt schon auf ihr Gesicht, wenn sie die Eier im Osternest findet.
Ostereier färben… klingt kinderleicht, oder? Ist es auch. Selbst mit einer 1,5-jährigen eine easy Sache. Ganz natürlich gefärbt mit Hilfe von etwas Rotkohl (= blaue Eier), Kurkuma (ergibt gelb), rote Bete (= zartes rot) und Kaffee (= dunkelbraun) – die Natur kann es einfach am Besten. Und produziert die schönsten zarten Farben. Wir haben überwiegend weiße Eier verwendet, da hier das Farbergebnis etwas intensiver wird als bei braunen Eier, allerdings fand ich die braunen Eier mit dem Kaffee gefärbt hübscher, da die Farbe satter heraus kam. Am Besten funktioniert hat bei uns Rotkohl und Kurkuma, die leuchtenden Blau- und Gelbtöne rufen direkt nach Frühling. Das Rot ist unbeabsichtigt ein bisschen zu zart bzw. eher naturfarben geworden, daher habe ich die rote Bete Menge im „Rezept“ etwas erhöht. Andererseits finde ich sie, gerade in Kombination mit den Kaffee-Eiern richtig schön natur-ombré-farbig. Zum Schluss möchten wir gerne noch auf die Bruderhahn-Initative hinweisen. Bitte achtet darauf, auch fürs Osternest Bio Eier zu kaufen, am Besten von einem Bauern in der Nähe und optimalerweise aus einer Bruderhahn Aufzucht – das Thema liegt uns im Sinne der Kreislaufwirtschaft einfach am Herzen.
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- Für jeweils 4 Eier (insgesamt 16):
- 16 Eier, wenn möglich weiß, für die Kaffee-Eier gerne braun
- Für rote Eier:
- 800ml Wasser
- 1 EL Weißwein- oder Apfelessig
- 3 rote Bete Knollen, in grobe Stücke geschnitten
- Für blaue Eier:
- 800ml Wasser
- 1 EL Weißwein- oder Apfelessig
- 1/2 Kopf Rotkraut, in grobe Streifen geschnitten
- Für gelbe Eier:
- 800ml Wasser
- 1 EL Weißwein- oder Apfelessig
- 2 EL Kurkuma
- Für braune Eier:
- 800ml Kaffee
- 1 EL Weißwein- oder Apfelessig
- Zuerst die Eier kochen. Dafür 16 Eier in einen großen Topf geben und mit Wasser bedecken. Aufkochen, den Deckel auflegen, Herdplatte aus machen und für 10-12 Minuten ziehen lassen. Wasser abgießen und die hart gekochten Eier ausdampfen lassen, besser nicht kalt abschrecken da das Mikrorisse in der Schale zur Folge haben könnte, was die Haltbarkeit beeinflusst.
- Für den Farbsud zuerst mal – wo nötig – Kind und Erwachsene mit Schürzen oder alter Kleidung vor Farbspritzern schützen, denn Farbspritzer werden passieren. Die jeweilige Mischung in einen Topf geben und für eine gute halbe Stunde köcheln lassen. Wir haben zuerst parallel Rotkohl und rote Bete gekocht, anschließend Kurkuma und Kaffee – bei Kurkuma und Kaffee reichen ein paar Minuten kochen aus.
- Farbsud jeweils durch ein Sieb abseihen und in ausreichend große Gefäße umfüllen (wir haben 4 große Vorratsgläser verwendet). Die gekochten Eier darin komplett bedeckt einige Stunden ziehen lassen, je nachdem, welcher Farbton erzielt werden soll. Wir hatten sie über Nacht im Sud. Je länger, desto intensiver die Farbe.
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13 Kommentare
Richtig richtig schön! Meine Eier habe ich letztes Jahr zum ersten Mal selbst gefärbt und dann auch mit natürlichen Farben (bei mir Zwiebelschalen ^^) Die Variante mit Rotkohl möchte ich dieses Jahr auf jeden Fall ausprobieren! Danke für die Inspiration!
Liebe Grüße, Anastasia
Hallo Anastasia, oh ja, von Zwiebelschalen hab ich auch schon gelesen, welche Farbe ergeben die denn? Hört sich auch sehr spannend an! Danke dir und liebe Grüße!
Oh Polly <3 Was für eine süße Maus. Sehen sehr hübsch aus, eure Ostereier! GLG von Annie
Danke dir, liebe Annie!
Liebe Dani, was für ein wunderwunderschöner Post, der soviel Lust zum Nachmachen macht! Allerdings bekommen wir tatsächlich nur braune Eier, es liegt wohl an den Hühnerrassen, die im Bio Bereich gehalten werden, das sind meistens Braunleger. Aber das macht aber nichts, dann kommen die Farben eben ein wenig erdiger raus… Vielen Dank für das Teilen dieser schönen Rezepturen.
Liebe Grüße von Hannah
Stimmt, liebe Hannah – weiße Bio Eier gibt es leider nicht so häufig wie braune. Wir hatten Glück und haben welche auf dem Wochenmarkt (du weißt schon 😉 ) von einem Demeterhof aus der Nähe bekommen. Aber wie gesagt, die braunen Eier ergeben auch hübsche Farben!
so, heute morgen habe ich die wunderschönen Eier aus ihrem Rotkohl- bzw. Kurkumabad geholt! Die ersten ***** gab’s für den schönen Beitrag, euer Ausprobieren und Teilen und die zweiten ***** gibt’s fürs Ergebnis 😉 Der Bio-Händler meines Vertrauens hatte übrigens just gestern tatsächlich ganz zart hellbraune (faaaast weiße) Eier im Regal, so dass die Farben wunderschön rauskommen… Statt auf Moos habe ich die Eier in eine Schale mit schwarz glänzenden Belugalinsen gebettet – das sieht wunderschön aus! Liebe Grüße von Hannah
Ha, das ist ja perfekt! Wie schön, danke dir fürs Feedback <3 Und auf Belugalinsen sieht das sicher ganz fantastisch aus, danke für den Tipp! Liebe Grüße! Dani
[…] einem ausgedehnten Frühstück gehören natürlich Eier. Ganz einfach hartgekocht und eingefärbt (was auf einem Büffett einfach zu handhaben ist) oder, wie sie ein bisschen Vorbereitung brauchen, […]
Das Färbe-Rezept ist toll, ganz natürlich, die Eier sehen sehr fein aus, das Richtige für Osternester!
Liebe Grüße, Gerda
Vielen Dank, liebe Gerda ☺️
[…] einem ausgedehnten Frühstück gehören natürlich Eier. Ganz einfach hartgekocht und eingefärbt (was auf einem Büffett einfach zu handhaben ist) oder, wie sie ein bisschen Vorbereitung brauchen, […]
Ich lese überall, dass man mit roter Beete Eier rot färben kann. Ich hab das noch nie hinbekommen, die Eier wurde immer braun. Habt Ihr ein Foto von einem mit roter Beete rot gefärbtem Ei?