Milford Sound. Wir haben schon so einige Reiseberichte darüber gelesen und wie so oft sind auch hier die Meinungen geteilt. Atemberaubend schön, sagen die einen. Hoffnungslos überlaufen, sagen die anderen. Wir finden, dass beides irgendwie stimmt. Der Trick dabei ist, die richtige Zeit auszuwählen, um den Besuchermassen zuvorzukommen. Und atemberaubend schön ist es definitiv. Also wirklich. So ganz ganz ehrlich. Genau genommen ist dieser Platz sogar pure Magie. Allein schon die gut 100km lange Einbahnstraße, die Milford Road, die Te Anau mit Milford Sound verbindet, ist eine Reise wert. Wir brauchen über 3 Stunden, weil wir so oft anhalten und einfach nur staunen. Von Te Anau aus kommend nähern sich langsam aber sicher die Berge, hinter denen sich das offene Meer erstreckt. Stevie Nicks klingt von der Playlist und uns stockt der Atem als sich Fjordland, noch in der Ferne, aber jetzt schon deutlich sichtbar majestätisch vor uns auftut. Das ist es. Das ist Neuseeland wie man es sich vorstellt. Die zuerst zahlreichen Wolken zerstreuen sich größtenteils, wandern wie Zuckerwatte an den Fjorden entlang, deren Bergspitzen von der hellen Mittagssonne bestrahlt werden. Wir sind erst am Anfang, doch der Zauber des Fjordlands hat uns bereits erfasst. Die Kulisse bringt einen schmerzhaft an die Grenzen sämtlicher Kameraoptionen – so eine Landschaft kann einfach nicht im Rechteck eingefangen werden, egal wieviele Fotos wir schießen, nichts kommt der Realität auch nur annähernd nah.
Wir passieren weite Ebenen mit entspannt grasenden Schafen, gefolgt von uralten Waldstücken aus denen die lustigsten Vogelgeräusche kommen und die einen an den Regenwald erinnern. Außer Natur pur gibt es hier so gut wie nichts. Es folgen steile Täler, die Straße wird deutlich enger, die Wolken wieder zahlreicher und es geht hinein in die Berge. Wir sehen zahllose Wasserfälle, die meterhoch die Felsen hinab fließen und denken unweigerlich an das Herr der Ringe Bruchtal, dem magischen Reich der Elben. Wir passieren kleine Brücken über smaragdgrüne Bäche und den Lake Marian, für den wir leider keine Zeit mehr finden, ihn aber sonst gerne erkundet hätten. Am Homer Tunnel gibt es erst mal eine Zwangspause und wir werden von den klugen und neugierigen Keas belagert.
Es geht noch etwas weiter durch die wunderbare Landschaft, little Miss P. ruft immer wieder ganz verzückt und mit dem Finger aus dem Fenster zeigend „Ohhhh, so viele Wasserfall!“, bis wir schließlich, nun wieder im leichten Nieselregen, der die Szenerie noch magischer wirken lässt, in unserer gebuchten Lodge ankommen.
Wir beziehen unser traumhaftes Mountain View Chalet (sehr sponan gebucht, da wir in Milford Sound ja zwecks technischer Probleme mit dem Mietwagen statt wie ursprünglich geplant dem Camper unterwegs waren) mit Blick auf die Berge, an denen auch hier so zahlreich die Wasserfälle hinunter strömen. Die neuseeländischen Sandflies fliegen reichlich an diesem bedeckten Tag und wir denken an die Sage, die wir vor Ort gehört haben: Die maorischen Götter kreiierten die atemberaubenden Landschaft um Fjordland, bemerkten aber bald, dass sie so schön wurde, dass sämtliche Wanderer und Besucher nicht mehr nach Hause kehren wollten, weil sie so verzaubert waren von der Magie des Ortes. Es war einfach zu perfekt. Sie erschufen die Sandflies als kleine Erinnerung daran, dass es Zuhause auch schön ist und man nicht zu lange an einem Ort verweilen sollte.
Wir essen zu Abend in der Lodge und es wird eines unserer besten Essen während der ganzen Zeit in Neuseeland. Es gibt erst einen Superfood Salad mit lokalen Kumara (neuseeländische Süßkartoffeln), Linsen, Quinoa, Edamame und Grühkohl. Danach folgt ein Lachsfilet, frisch gefangen „oben“ in Malborough mit rote Bete Grün und Kartoffel Gratin. Den Abschluss bilden ein Schokoladen Trio sowie ein Crepe gefüllt mit Apfel und Dulce de Leche Mascarpone. Es war alles göttlich. Auch wenn es sich irgendwie seltsam anfühlt, hier, am gefühlten (und irgendwie ja auch geografischen) Ende der Welt so ausschweifend zu speisen. Denn es gibt kilometerweit einfach nichts außer purer, unberührter Natur. Sehr passend also auch das Klavierstück, das hinter unserem Tisch steht und den Titel „So far away“ trägt. Das ist es wirklich. Ganz weit weg von allem. Selbst das Satelitteninternet des Hotels ist (mal wieder) auf unbestimmte Zeit ausgefallen und Handynetz gibt es quasi auch keines. Wer weiß, vielleicht ist ja auch das ein Teil der Magie des Milford Sound.
Wir schlafen alle Drei unglaublich gut im großen Bett und fahren am nächsten Morgen nach einem leckeren Frühstück mit dem ersten Boot aufs Wasser. Wieder vorbei an an zahllosen meterhohen Wasserfälle, diesmal vom Boot aus bewundernd, durch den Fjord und bis ins offene Meer hinaus. Die Tasman Sea ist berühmt für ihre raue Unbeständigkeit, doch heute ist die See ruhig und der Himmel blau – eine Seltenheit am Milford Sound, an dem es durchschnittlich 200 Tage im Jahr regnet.
Wir winken den wilden Seelöwen, die sich gemütlich in der Sonne räkeln und werden zu little Miss P.s Freude von einem der riesigen rauschenden Wasserfälle halb nass geduscht. Auf dem Rückweg fallen uns ein paar Boote ins Auge, die neben diesen gigantischen Felsen im Meer wie kleine weiße Spielzeuge wirken.
Nach einem kurzen Besuch in der Underwater World legen wir wieder an und laufen vor der Abreise noch ein Stück des schönen Milford Shore Walks mit Blick auf den majestätischen Mitre Peak.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz sind wir froh, dass wir unsere Tour bereits abgeschlossen haben, denn wo heute Morgen noch ein entspannt leerer Parkplatz war, parken nun zur Mittagszeit so viele Busse, dass wir sie gar nicht mehr zählen können. Wir verabschieden uns von diesem magischen Platz und machen uns auf den langen Rückweg nach Queenstown, wo wir den Mietwagen abgeben und unsere neue Miss Sunshine entgegennehmen. Da es recht spät wird, verbringen wir die Nacht erst mal in der Nähe des Flughafens, damit wir gestärkt am nächsten Morgen aufbrechen können.
Fortsetzung folgt… dieser Artikel ist Teil unseres Reiseberichtes zur dreimonatigen Elternzeitreise durch Australien und Neuseeland. Weitere Artikel und Infos zur Route findet ihr in unserer Ozeanien Übersicht.
1 Kommentar
I think this is the best place for the travel, if you want See mountains and water fall.