Wir sind nun in Dunedin, dem schönen, überraschend hügeligen Städtchen im Süden Neuseelands, gegründet von den Schotten, die die raue Umgebung und das feuchtkalte Wetter offenbar sehr zu schätzen wussten. Da little Miss P. immer noch leicht fiebert und das Wetter hier im Süden deutlich kühler ist, buchen wir sehr spontan nochmal ein Airbnb und sind froh, nachts nicht im Bus frieren zu müssen.
Wie so oft, lassen wir uns anhand von Food Empfehlungen durch die Stadt leiten, zuerst wird also ein Café angesteuert und dabei sehen wir, dass das Uni Gelände direkt gegenüber ist, was danach noch erkundet wird. Dunedin erinnert uns mit seinen vielen Hügeln und den putzig verzierten viktorianischen Häusern ein bisschen an San Francisco. Im stilistischen Gegensatz dazu stehen die vielen massiven Steingebäude, die deutlich an die schottische Siedlervergangenheit der Stadt erinnern. Das Wetter ist feucht, leicht nieselig-bewölkt und fühlt sich so genau richtig an.
Am nächsten Tag geht es zuerst auf den Farmers Market am historischen Bahnhof und wir kaufen ein bisschen Proviant für den Bus. Danach besuchen in ein Café, das zwar recht kuschelig-eng ist, der Service dafür aber umso herzlicher, little Miss P. bekommt ein rustikal-schönes Malset und ist selig und gemeinsam schlemmen wir uns durch die Karte.
Im Anschluss geht es ins Otago Settlers Museum, wo uns besonders die Siedler Galerie mit ihren unglaublich detaillierten Geschichten der einzelnen Siedler, die man an den Wänden und auch an Touchscreen Modulen bestaunen kann, für lange Zeit gefesselt hat. Ich habe es ja schon ein paar Mal erwähnt, Siedlergeschichten faszinieren mich immer ganz besonders. Die Menschen, das Abenteuer, die Hoffnung auf ein neues, besseres Leben nach einer monatelange Reise ans buchstäblich andere Ende der Welt.
Bevor wir die Stadt verlassen wird Miss Sunshine nochmal aufgetankt, denn ab nun geht es in eine Gegend, in der es gefühlt (vielleicht sogar tatsächlich, würde mich nicht wundern) mehr Schafe als Menschen gibt – wir fahren in die Catlins.
Oh, die Catlins. Dieser wunderbare, zu unrecht übersehene Teil Neuseelands, der etwas außerhalb der bekannten Touristenziele liegt und daher oft vernachlässigt wird, was widerrum einer der schönsten Pluspunkte ist: Es ist schön ruhig. So sanft hügelig, saftig grün und menschenleer. Mit einem abgelegenen Leuchtturm, der mein Herz höher schlagen lässt. Rau-romantisch, genau wie ich es mag. Wie gerne wären wir hier länger geblieben. In den Catlins finden wir auch einen unser liebsten Campingspots der ganzen Reise. Zunächst sind wir mehr als skeptisch, ob da überhaupt noch irgendwas kommen kann, als es eine Viertelstunde lang über eine nicht enden wollende Schotterpiste geht, aber dann – das Meer!
Wir parken direkt am Strand, neben zersausten, dem heftigen Wind strotzenden und bereits schief gebogenen Bäumen. Es peitschen einige Tropfen gegen den Bus und wir können nicht sagen, ob es sich um Gischt oder Niesel handelt, ist aber auch egal, wir kuscheln uns drinnen zusammen und genießen das Roggensauerteigbrot vom Bauernmarkt heute früh mit Hackbällchen in Tomatensoße und einem Ausblick auf den Sonnenuntergangshimmel, der nie einen Filter brauchen wird.
Die einzigen Menschen im wilden Wasser sind glückselige Surfer, wir bestaunen die starke Brandung lieber von weitem. Erst als am nächsten Tag die Sonne strahlt, der Wind aber immer noch fegt, wagt sich der Liebste ein Stück hinein. Ein kleines Schlückchen Wasser einsammelnd, ein Stück Neuseeland für daheim.
Wir sitzen noch lange neben unserem Bus, den Blick aufs Meer, saugen den Moment auf und verfallen einmal mehr der wilden Idylle, während little Miss P. sich in unsere Pullis kuschelt.Danach fahren wir weiter zu einem Wasserfall in der Nähe, der durch eine kurze Wanderung durch dichten Wald erreicht wird. Es könnte richtig beschaulich sein, wenn nicht direkt vor uns eine australische Gruppe junger Touristen angekommen wäre, die lauthals johlend und trinkspaßig im Badezeug den halben Wasserfall besetzen. Naja, irgendwie ist es ja schon lustig. Danach halten wir in Owaka, wo wir an einem Spielplatz die restliche Tomatensoße mit ein paar Eiern und etwas Brot strecken und als Mittagessen vor den herbeifliegenden Möwen verteidigen. Es ist schön entspannt hier, fast alleine in der Sonne sitzend, little Miss P. auf dem Spielplatz tollend und wir genießen die Ruhe. Schräg gegenüber liegt ein nettes Café, das für das Koffeindessert sorgt.
Ein weiteres Highlight kommt zum Schluss, wir fahren zum Leuchtturm. Der war ehrlich gesagt ursprünglich einer der Hauptgründe dafür, dass wir in die Catlins fahren wollten. Ich meine… schaut ihn euch mal an, wie könnte man sich nicht in ihn verlieben? Auch hier sind wieder kaum Menschen unterwegs, was die romantisch-einsame Lage nur noch unterstreicht.
Wir fahren zurück über Kaka Point (ja, tatsächlich), ein süßes Örtchen am Meer, dem wir beim nächsten Mal definitiv mehr Zeit widmen würden. Dieses Mal fahren wir leider nur durch und steuern wieder zurück ins Landesinnere in Richtung Wanaka, kommen recht spät am nächsten Holiday Park als Zwischenstation an und es reicht gerade noch für eine schnell gekochte Pasta mit Brokkoli und Zitrone. Nachts hängen wir noch ein wenig den Catlins nach und träumen davon, beim nächsten Mal mehr Zeit für diese Region mitzubringen, die unsere Herzen im Sturm erobert hat.
Fortsetzung folgt… dieser Artikel ist Teil unseres Reiseberichtes zur dreimonatigen Elternzeitreise durch Australien und Neuseeland. Weitere Artikel und Infos zur Route findet ihr in unserer Ozeanien Übersicht.
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