Ahhh, Artischocken… was seid ihr herrlich! Das erste Mal habe ich Artischocken in Südamerika gegessen, genauer gesagt in Chile. Dieses wunderbare Land durfte ich mal fast 2 Monate lang im Rahmen eines Schüleraustausches und im zarten Alter von 17 Jahren erkunden. Wenn wir nicht gerade in einem Hostel in der atemberaubenden Atacamawüste übernachtet oder Ausflüge in den Süden gemacht haben, wohnten wir in der Hauptstadt Santiago bei unseren Gastfamilien, die größtenteils eigene Hausangestellte hatten, auch zum Kochen. Ich sollte der Vollständigkeit halber vielleicht noch erwähnen, dass die chilenische Schule eine reine Privatschule war und die Schüler und deren Familien dementsprechend gut situiert waren, leider geht es gerade in Südamerika aber auch oft ganz anders zu und die arm/reich Schere klafft stellenweise sehr weit auseinander…
„Unsere“ Köchin war eine herzensgute und zuckersüße Mapuche-Frau, einen Kopf kleiner als ich – und ich bin schon nicht groß – und hat uns immer wunderbarstes Essen gezaubert. Ich weiß noch genau, was es am Ankunftstag gab: Tamales, für mich eine vegetarische Variante, denn ich war zu dieser Zeit noch strenge Vegetarierin, was sich während meines Aufenthaltes für die arme Köchin durchaus mal als Herausforderung darstellte. So gab es für alle Mitessenden als Vorspeise meist irgendetwas mit Fleisch und nach einigen Tagen Salat für mich hatte ich auf einmal eine Artischocke auf dem Teller sitzen. Einfach so, eine einzige Artischocke, die da dekorativ auf meinem Teller saß. Daneben eine leckere Vinaigrette als Dipp. Zuerst mal musste man mir ausführlich erklären, wie ich dieses werte Teil überhaupt essen kann, denn es sah wirklich mächtig kompliziert aus.
Natürlich war es um einiges einfacher als zunächst gedacht und ehe ich´s mich versah, hatte ich mich verliebt, in die stachelig-grün-violette Artischocke. Daraus habe ich auch keinen Hehl gemacht und meine Begeisterung gleich mal kund getan. Was dann dazu geführt hat, dass ich die restlichen Wochen so gut wie jeden Tag eine Artischocke als Vorspeise auf meinem Teller hatte. Ich glaube, alle waren so froh, endlich noch etwas anderes als „nur“ Salat für mich gefunden zu haben, dass sie mir einfach nur was Gutes tun wollte. Doch was passiert mit dem auch noch so tollsten Gericht, wenn man es fast 2 Monate lang fast jeden Tag isst? Richtig. Irgendwann ist es bei aller Liebe nicht mehr so ganz das tollste Gericht. Und so hab ich zurück Zuhause tatsächlich ein paar Jährchen gebraucht, um Artischocken wieder so richtig mit Genuss essen zu können. Doch mit der Zeit habe ich mich wieder neu in sie verliebt und seither ist es wieder wie damals, ich knabbere zuerst die fleischigen Blätter, arbeite mich langsam vor und genieße dann das zarte Artischockenherz. Und jedes Mal denke ich dabei an Chile.
Die GlückLinks der letzten paar Wochen:
- Unser Urlaub, klar
- Dieses Lied, laut. Auf dem Nachhauseweg und mit Sommerwind im Haar
- Die Ausbeute auf dem Wochenmarkt im Sommer
- Fiddle Passion. Ein großartiges Paar, nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich
- Für die Artischocken mit Gremolata:
- 2 große Artischocken
- 2 Bio Zitronen
- Salz
- Olivenöl
- 2 EL Pinienkerne
- 1 Stück Butter
- 2 EL Semmelbrösel
- 1 TL getrocknete Kräuter (bei mir: Rosmarin)
- Für die Basilikum Aioli:
- 2 EL Milch
- 3-4 EL Öl (bei mir: Olivenöl, ihr könnt aber auch z.B. Sonnenblumenöl nehmen)
- 1 Messerspitze Senf
- 2 EL saure Sahne
- 1/2 – 1 Knoblauchzehe
- 1/2 Topf Basilikum
- Salz
- Spritzer Zitronensaft
- In einem ausreichend großen Topf oder Dampfgarer Wasser, den Saft einer Zitrone und Salz vermengen.
- Artischocken waschen, das obere Drittel abschneiden und die äußeren harten Blättern entfernen (ein paar hilfreiche Fotos dazu gibt´s auf Food52). Das holzige Ende der Stiele großzügig abschneiden, den Rest mit einem Sparschäler schälen. Artischocken vierteln und die „Haare“ entfernen, danach gleich ins Zitronenwasser legen, damit sie sich nicht verfärben. Für 20-30 Minuten mit geschlossenem Deckel im Zitronenwasser kochen oder dampfgaren (ich hatte sie für knapp eine halbe Stunde im Dampfgarer). Sie sind fertig, wenn das innere weich ist und sich die äußeren Blätter leicht lösen lassen.
- Backofen auf 180°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Für die Gremolata in einer Pfanne die Pinienkerne goldbraun rösten. Pinienkerne aus der Pfanne nehmen, Butter in der Pfanne schmelzen, Semmelbrösel in der Butter ein paar Minuten rösten, bis sie duften. Getrocknete Kräuter und die Schale einer Zitrone mit dazu geben. Pinienkerne grob hacken und mit den Semmelbröseln vermengen, mit Salz abschmecken. Die Artischockenviertel mit etwas Olivenöl einpinseln und in eine Auflaufform setzen. Mit der Gremolata füllen und für 10-15 Minuten in den Ofen geben.
- Währendessen die Aioli machen: Knoblauch fein hacken pressen, etwas Salz darüber streuen und kurz ziehen lassen. Milch und Senf in den Stabmixer geben, das Öl während dem mixen in einem feinen Strahl einfließen lassen, bis ihr eine feste, mayo-ähnliche Konsistenz bekommt. Dann den Basilikum hinzufügen und kurz nochmal pürieren. Knoblauch und Salz mit einer Gabel zerdrücken, so dass ihr eine Knoblauchpaste bekommt. Diese mit der Aioli und der sauren Sahne vermengen. Mit ggf. noch etwas Salz und Zitronensaft abschmecken.
- Artischocken mit der Ailo servieren, zuerst von außen die Blätter abzupfen und durch die Zähne ziehen, am Schluss das Herz mit der darüber gestreuten Gremolata essen. Etwas Brot und/oder ein Salat machen daraus ein Hauptgericht.
8 Kommentare
Artischocken sehen toll aus und schmecken fantastisch. Diese Zubereitungsart merke ich mir gerne. Deine Fotos sehen auch klasse aus!
Vielen Dank, liebe Tonia 🙂
Ich liebe Artischocken, ach, wunderbar sind sie! Vielen Dank für das Rezept, ich muss am Wochenende auf jeden Fall wieder auf den Markt und welche kaufen 🙂 Die Semmelbröselfüllung gefällt mir übrigens sehr gut, das ist mal was anderes, als immer nur pur und mit Dip!
Liebe Grüße!
Julia
Vielen Dank, liebe Julia! Ja, die zitronige Gremolata ist wirklich toll. Die hatte ich vor einigen Wochen mal zu Röstgemüse gemacht und dachte mir, dass sie sich bestimmt auch gut als Artischockenfüllung machen würde. Und genau so war´s 🙂
Ich habe immer ein bisschen Angst vor Artischocken, weil ich nicht sicher bin, wie ich sie zubereiten kann. Dabei scheint es gar nicht so schwer zu sein.
Ein Aufenthalt in Chile… war bestimmt total spannend und aufregend 🙂
Ja das war es… und ich denke noch oft daran zurück 🙂
Ich weiß, was du meinst, ich hatte anfangs auch Angst, Artischocken zu machen, aber wenn man es mal raus hat, ist es wirklich easy. Und die Fotos von Food52 helfen auch wirklich super dabei!
LG
Ich bin Verliebt!! Verliebt in Dich und in diesen Blog, in deine Rezepte, Fotos und deinen Schreibstil! Ich bin keine Typ von Blogs obwohl ich sie ganz cool finde, aber dann fand ich deinen, ganz zufällig da ich ein Rezept nach einem Salat mit Wassermelone suchte. Es ist jetzt meine Liebe. Ich lese jeden Tag so viel ich kann, damit ich alles weis über dich und dein aufregendes Küchen und Reiseleben. Wenn es dich als Buch gäbe, würde ich es mir kaufen und zu Nachtlektüre machen. Du bist großartig, dein Essen ist großartig, deine Bilder machen Lust aufs Leben. Du bist meine Seelenfreundin und ja….jetzt liebe ich dich! 🙂 Liebste Grüße Jenya
Liebe Jenya, das ist der wohl süßest Kommentar ever! Ganz lieben Dank dafür! 🙂
Ich freue mich natürlich riesig, wenn ich dich hier ein bisschen inspirieren kann. Und wenn du Fragen zu irgendetwas hast, immer her damit!
Liebe Grüße zurück! Dani