Wer selbst Vegetarier ist oder ab und an mal rein vegetarisch für Gäste kocht, stößt bei einem festlichen 3-Gänge Menü eventuell manchmal an seine Grenzen – der sonst so „zentrale Punkt“ im Hauptgang, ein Fisch- oder Fleischgericht fällt nämlich aus. Mir macht das normalerweise nicht viel aus, da ich mit der Zeit gelernt habe, dass man auch ohne Fisch oder Fleisch wunderbare Hauptgerichte zaubern kann, aber ein paar schöne Ideen sind natürlich immer gerne gesehen. Hier unterstützt mich ab jetzt das Kochbuch Vegetarian Dinner Party. Das Konzept ist so einfach wie clever: Rezepte für ganz unterschiedliche und herrlich kreative 3-Gang-Menüs, immer vegetarisch und immer auf die jeweiligen Gäste angepasst. So wird sowohl für laktosefreie oder zöliakische, als auch vegane oder sonst nur fleischliebenden Mitmenschen gesorgt und in entsprechenden Menüvorschlägen auf sie eingegangen.
Autorin Claudia Peppel verführt uns mit 21 verschiedenen, thematisch abgestimmten Menüvorschläge die schon umwerfend charmant klingen: „Die neue Liebe“, „Wohliger Winterabend“, „Nette Nachbarn“ oder „Der Filmabend“. Sehr hilfreich sind auch ihre jeweiligen Tipps „Bevor die Gäste kommen“ und „Wenn die Gäste da sind“ – jeder, der schon mal für andere glückliche Menschen festlich gekocht hat weiß, wie wichtig die Vorbereitung ist, damit der Abend glatt über die Bühne geht; schließlich wünschen sich alle Beteiligten lieber sanft klirrende Gläser, gute Gespräche und gemeinsames Tischgelächter statt einer abgehetzten, schon in leichte Panik verfallende Köchin, die alle 2 Minuten die gemütliche Runde verlassen muss (been there, done that…).
Für jeden Menüvorschlag gibt es Vorspeise, Hauptgang und Dessert sowie ein dazu passendes Apéritif-Rezept und eine Weinempfehlung. Mir persönlich haben beim ersten Durchblättern ein bisschen die Rezeptfotos gefehlt, einfach weil ich ein sehr visueller Mensch bin, der schnell auf Fotos anspringt, andererseits hebt sich das Buch dadurch aber auch von der Masse ab, was ich schon wieder sehr sympathisch finde. „Schnell“ ist hier auch das Schlüsselwort, denn ohne Fotos nimmt man sich automatisch mehr Zeit für die Rezeptbeschreibungen, die man sonst ganz gerne mal schneller überblättert: Statt fast-food-mäßigem 2 minütigem Durchblättern mit kurzem Blick auf große Fotos taucht man hier gleich richtig ins Rezept ein und die tollen Skizzierungen ergänzen die „Slow Read“ Erfahrung sehr gut. Die Rezepte selbst sind wunderbar kreativ-inspirierend; egal ob Artischockenlasagne, grünes Spargelgratin mit Sesamkartoffeln, Süßkartoffelquiche, Rotkohlragout oder Buttermilchtarte und egal ob für 2, 4, 6, 8 oder gar 20 Personen, hier wird bestimmt jeder etwas passendes für die nächste Festlichkeit finden. Ganz besonders schön finde ich auch, dass die meisten Menüs überwiegend saisonal abgestimmt sind und falls es mal nicht 100%ig passt, gibt es Tipps, wie man in der jeweiligen Saison die ein oder andere Zutat entsprechend ersetzen kann. Das Buch bekommt ihr beim Schweizer Werd Verlag, über Amazon oder natürlich auf Bestellung beim lokalen Buchhändler, auf facebook ist es auch vertreten. Als kleinen Vorgeschmack habe ich euch heute Claudias herrlichen Spinatstrudel mit Avocadosalat mitgebracht. Er ist der Hauptgang des Menüs „Freunde International“ und für 7 Personen ausgelegt, ich habe das Rezept halbiert, da wir nur zu Zweit waren.
- 1 Schalotte
- Olivenöl
- 400g TK-Spinat
- 1 EL gekörnte Gemüsebrühe
- 1 Kugel Mozzarella
- 50g Parmesan
- 2 Scheiben Toastbrot
- 2 Eier
- 250g Crème Fraiche
- 1 Prise Cayennepfefffer
- Ggf. Semmelbrösel
- 1 Rolle Blätterteig
- etwas Butter zum Bestreichen
- Für die Sauce Choron:
- 1 Schalotte
- 1/2 TL getrockneter Estragon
- 1 EL weißer Balsamico
- 1/2 TL gekörnte Gemüsebrühe
- 40g Tomatenmark
- 1/2 TL Honig
- 50g Butter
- 1 Eigelb, Größe L
- Salz & Pfeffer
- Für den Avocadosalat:
- 2 reife Avocados
- 10 Datteltomaten
- Saft einer halben Limette
- 2,5 EL Olivenöl
- 1/2 TL Waldhonig
- 1/2 TL Senf
- Salz & Pfeffer
- Schalotte schälen, in Ringe schneiden und in Olivenöl dünsten. Spinat, 50ml Wasser und Gemüsebouillon dazu geben, bei kleiner Flamme köcheln lassen, bis der Spinat aufgetaut ist. Mozzarella würfeln, Parmesan reiben. Toastbrot toasten, würfeln und mit den Eiern, dem Käse und 150g Crème Fraiche verrühren. Mit Cayennepfeffer würzen, unter den Spinat rühren und die Masse würzig abschmecken. Sie sollte eine weiche Konsistenz haben, aber nicht zu flüssig sein, ggf. noch mit etwas Semmelbröseln binden.
- Backofen auf 200°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Blätterteig zu einem Rechteck ausrollen und auf ein Backpapier geben. Die Spinatmasse als langen Streifen in der Mitte verteilen, dann die beiden länglichen Teigenden überklappen, so dass sich eine Strudelform ergibt, jetzt die äußeren Teigenden umklappen und zusammendrücken. Für 25-30 Minuten goldbraun backen und kurz vor Ende der Backzeit mit zerlassener Butter bestreichen. Vor dem Servieren 5 Minuten abkühlen lassen, dann mit der restlichen Crème Fraiche, der Sauce Choron (s. unten) und dem Avocadosalat servieren.
- Für die Sauce Choron: Schalotte fein würfeln und mit Estragon, Essig, 1 EL Wasser, Gemüsebrühe und etwas Pfeffer 5 Minuten einkochen lassen, danach durch ein Sieb streichen. Die Flüssigkeit mit Tomatenmark und Honig verrühren. Butter zerlassen. Eigelbe mit 1/2 EL Wasser verquirlen und im Wasserbad cremig rühren, geschmolzene Butter nach und nach dazu geben. Nach und nach dann den Tomaten-Estragen-Sud dazu geben, mit Salz & Pfeffer abschmecken und lauwarm oder kalt servieren.
- Für den Avocadosalat: Avocados schälen, halbieren und in schmale Längsstreifen schneiden. Tomaten waschen und halbieren. Limettensaft mit Olivenöl, Honig, Senf, Salz und Pfeffer verrühren, abschmecken und über die Avocados und Tomaten verteilen.
5 Kommentare
Das mit den fehlenden Fotos liegt daran, dass man im Verlag ganz genau weiß, dass es Menschen gibt wie Euch. Warum sollte man zu so schönen Arrangements in Konkurrenz treten?
Zumal sich Artischockenlasagne und Süßkartoffelquiche auch so recht mundwässernd lesen. Falls ihr also mal nicht wissen solltest, was es geben soll: Zumindest ich würde mich SEHR über Rezept und Bild freuen :).
Schöne Grüße!
Ach Charlotte, du machst mich ja ganz rot! Und ja, ich bin mir auch ziemlich sicher, dass das nicht das letzte Rezept gewesen ist, das wir daraus kochen 😉
Liebe Grüße!
Ich warte sehnsüchtig 🙂
Ich finde die Aufmachung des Buchs – soweit ich es hier sehen kann sehr, sehr schön!
Klar, Fotos sind das Salz in der Suppe, aber dennoch, gefällt mir wirklich gut.
„…und für 7 Personen ausgelegt, ich habe das Rezept halbiert, da wir nur zu Zweit waren.“ Ach, der Satz ist wundervoll, du hast mich so zum lachen gebracht!
Liebe Grüße
Franziska
Jaaa, naja wenn ich will kann ich nunmal eine Menge essen! 😉 Ganz vielleicht gab es die Reste aber auch noch am nächsten Tag als Bürolunch… die paar Krümel 🙂
Liebe Grüße!